Erholung
Ein jeder, der so redlich schafft,
sucht am Abend neue Kraft.
Kommt man müde dann nach Haus,
ruht sich ein jeder gerne aus.

Das Sofa lädt zum Ruhen ein,
den Kopf ins Kissen, hoch das Bein.
So ruht sich's gut, so lässt sich's leben,
der Herr mög jedem Arbeit geben.

Der Schlummer setzt soeben ein,
da kitzelt es am linken Bein.
Ein kurzes Zucken, es ist weg,
doch eine Fliege, die ist keck.

Als nächstes Ziel sucht sie den Arm,
der Kitzelnerv meldet Alarm.
Die linke Hand holt aus zum Schlage,
die rechte liegt ruhig in der Waage.

Der Schlag präzise ausgeführt,
ließ doch die Fliege unberührt.
Sie fliegt zwei Bahnen um die Lampe,
sucht sich erneut 'ne Anflugrampe.
Die Stirne noch vom Schweiß bedeckt,
hier hätt' sie gerne mal geschleckt.
Ein leises Summen liegt im Raum,
der Schlafende vernimmt es kaum.

Die Fliege setzt zur Landung an,
und die verläuft wie stets nach Plan.
Der Rüssel, der nun gierig saugt,
sie war vom Fliegen ausgelaugt.

Doch alle Frechheit hat ein Ende,
im Halbschlaf sausen beide Hände,
zu jener Stelle, die da juckt
und eh die Fliege sich verguckt,
war ihr der Tod zum Greifen nah,
sie wusste nicht wie ihr geschah.

Ihr Glück war jener dicke Ring,
der pompös am Finger hing.
Er ließ noch Raum zwischen Stirn und Hand,
so ist sie wieder durchgebrannt.

Der Ring schlug ein wie eine Keule,
zurück blieb eine kleine Beule.
Die Fliege zog 'ne Abschiedsrunde,
ein tiefer Schlaf heilte die Wunde.

C.F.

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