Auch eine Pilzsuche
(nach einer wahren Begebenheit)

Der Sommer sendet seinen Segen
Mit dauerhaftem, warmen Regen.
Nur ab und zu, und unter Qual
Erreicht die Welt 'nen Sonnenstrahl.

Wer Pilze sucht, weiß, ohne Frage,
Dies ist die richt'ge Wetterlage,
Denn Pilze schießen über Nacht
Aus der Erde, welche Pracht.

Den Sammler hält nichts mehr zurück,
Im Wald, da steht sein ganzes Glück.
Stundenlang irrt er umher,
Pilze finden ist schon schwer.

Am Boden hat sich gut versteckt
Ein Wespenschwarm mit Laub bedeckt.
Doch trotz der optimalen Tarnung
Betritt der Sammler ohne Warnung
Den Bau mit seinen großen Füßen,
- Dafür muss er bitter büßen.

Die Wespen schwer mit Gift beladen,
Starten zum Angriff auf die Waden.
Der Mensch, der die Gefahr erkennt,
Hüpft auf der Stelle, statt daß er rennt.
Nun geht's dem Sammler richtig schlecht,
Der Wespenhauptmann bläst zum Gefecht.
Wer fliegen kann, muss in den Krieg
Für Wespen zählt allein der Sieg.

Im Baum hoch oben denkt ein Specht,
Der Kerl da unten tanzt nicht schlecht.
Und wie der jodelt, brüllt und schreit,
Da ist Walpurgis nicht mehr weit.

Der Mensch in Panik zwar nicht denkt,
Doch der Instinkt zur Flucht ihn lenkt.
Er rennt im Zick-Zack wie ein Hase
Aus dem Wald in Richtung Straße.

Der Wespenhauptmann lobt die Stecher
Und reicht zum Sieg den Nektarbecher.
Fünf Kämpfer hat er zu beklagen,
Die hat das wilde Tier erschlagen.

Ein Mensch steht einsam auf der Straße,
Zerschunden Beine, Po und Nase;
Geschwoll'ne Arme, weiche Knochen,
Heut' ist es nichts mit Pilze kochen.

Der Sommer sendet seinen Segen
Mit dauerhaftem Nieselregen.

C.F.
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